Awarische Siedlungen
Während bislang an die 60000 Inventare aus awarischen Gräbern, vorwiegend aus Ungarn, der Slowakei und Ostösterreich vorliegen, sind awarische Siedlungen noch wenig erforscht. Sie lagen meist am Wasser und nach den bisherigen Erkenntnissen aus Ungarn betrieben die Awaren beim Siedlungsbau eher geringen Aufwand; sie lebten wohl vorwiegend in sog. Grubenhäusern, Häusern, die teilweise in den Boden eingetieft waren. Aufgrund ihres ursprünglich nomadischen Lebensmodells waren nicht aufwendige Wohnhäuser Prestigeobjekte, sondern vielmehr Pferde und Großvieh.
Während Gräberfelder selektives Fundmaterial enthalten – im Fall von Frohsdorf bestimmten die Awaren aufgrund bestimmter Regeln (Tradition, Vermögen, etc.), was sie ihren Toten mitgaben – findet man in Siedlungen, Relikte des alltäglichen Lebens bzw. was nicht mehr verwendbar war. Allerdings findet auch durch den Boden bzw. die Bodenverhältnisse eine „Selektion“ statt. So bleiben in unseren Breitengraden organische Materialien (Holz, Leder, Textilien, Nahrungsmittel,...) kaum oder nur unter besonderen Umständen erhalten.
Um ein möglichst umfassendes Bild einer Population rekonstruieren zu können, ist es wichtig, neben Gräberfeldern auch Siedlungen zu erforschen. Da im Gräberfeld von Frohsdorf mehrere Hundert Menschen bestattet wurden, ist auch eine entsprechend große Siedlung in der näheren Umgebung anzunehmen. Im Rahmen des laufenden Forschungsprojektes soll diese Siedlung durch Prospektion lokalisiert werden.