Geschichte

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Die Geschichte von Lanzenkirchen bis zum Jahre 1945

Das erste Jahrtausend unserer Zeitrechnung gibt an seinem Ende erstmals Kunde vom Bestehen einer Siedlung im Raume Lanzenkirchen. Um 881 drangen Magyaren in das Gebiet südlich der Piesting ein; 861 und 891 wird in einer Urkunde König Ludwigs des Deutschen eine Kirche "ecclesia Anzonis" genannt. Um 1130 wird Lanzenkirchen urkundlich erwähnt, es heißt dort: "Uvolfker de Lanzenkirchen"; als Zeuge wird dieser Angehörige eines Ministerialengeschlechtes 1132 neuerlich erwähnt. Diese Herren von Lanzenkirchen nannten sich nach der damals bestehenden Wehranlage zu Lanzenkirchen und war vermutlich Lehensträger der Grafen Formbach-Pitten. Mit dem Aussterben dieser Familie am Beginn des 13. Jahrhunderts, fiel deren Besitz an das Geschlecht der Pfannberger und gelangt 1298 an Ulrich von Stubenberg, den Oheim des letzten Pfannbergers. Von diesem wurde Lanzenkirchen bis 1377 an die Klingenfurther weitergegeben. 1377 belehnte Herzog Albrecht III. Michael Brenner, Bürger zu Wiener Neustadt, mit den von Pernolf von Klingenfurt erkauften Lehensgütern; in seinem Besitz verblieb Lanzenkirchen bis 1412. In diesem Jahr verlieh Herzog Albrecht III. Lanzenkirchen mit dem  dazugehörigen Dorfgericht, Gütern und Zehenten an Hans den Dressidler und dessen Frau Margarethe. Die beiden verkauften jedoch 1419 das Gut um 470 Pfund Pfennige wieder an den Landesfürsten, der es 1438 an Konrad von Stubenberg weiterverkaufte. Das Amt Lanzenkirchen wurde 1567 an die Freíherrn von Teufel, die seit 1514 Schloß Frohsdorf besaßen, verpfändet. Ab 1679 gehört das Amt zur kaiserlichen Hofkammer.

Neben der obgenannten Feste und dem Gut Lanzenkirchen war Schloß Frohsdorf ein wirtschaftliches und politisches Zentrum im Bereich der heutigen Gemeinde Lanzenkirchen. Aus einem ehemaligen "Hof" hervorgegangen, wird Frohsdorf 1153 erstmals in den Urkunden verzeichnet; der Hof trägt bis 1673 die Bezeichnung "Krottendorf" und spielt so auf die Lage an der Leitha bzw. Schwarza im versumpften Flußgebiet an. 1158 vermachte Graf Eckbert von Formbach-Pitten für den Fall, dass er nicht mehr aus dem Feldzug Kaiser Friedrichs I. zurückkommen sollte, seinen Besitz "ad Chrotendorf" dem Kloster Göttweig. Demzufolge erhielt nach seinem Tode vor Mailand das Kloster den "Hof". Seit dem frühen 13. Jahrhundert war Krottendorf Sitz eines Minsterialengeschlechtes, das sich nach seinem Wohnsitz nannte. Nach deren Aussterben fiel das Gut an die "von Klingfurther". Von 1380 bis 1422 waren die Herren von Pottschach mit diesem Hof belehnt. Nach mehrmaligem Besitzwechsel kaufte 1514 Freiherr Mathäus von Teufel den Hof zu Krottendorf mit dem gesamten an der Schwarza gelegenen Besitz des Klosters Göttweig. Der Hof und dessen Umgebung wurde 1529 von den Türken niedergebrannt und verwüstet, sodass Christoph und Susanne von Teufel 1547 bis 1550 gezwungen waren, ein neues Gebäude zu errichten. Nach dem Tode der Erbauer verblieb der im Stil eines Schlosses errichtete Neubau bis 1636 im Besitz der Freiherrn von Teufel. Nach langwierigen Erbschaftsstreitigkeiten erheiratete Hanns Balthasar Graf von Hoyos Schloß Frohsdorf (1659). Neuerlich verwüsteten 1683 türkische Streifscharen das Gemeindegebiet und brannten Häuser und Schloß nieder. Der Wiederaufbau bzw. Umbau des Schlosses im barocken Stil, angeblich nach Plänen Fischer von Erlachs, durch Ernst Ludwig Graf von Hoyos und seine Nachfolger gaben dem Schloß neuen Glanz. Eine Gemäldegalerie wurde eingerichtet und ein Schloßpark angelegt.

In der Folgezeit wurde Frohsdorf ein gesellschaftliches, musikalisches und geistiges Zentrum des 18. und 19. Jahrhunderts.

In den Franzosenkriegen des beginnenden 19. Jahrhunderts wurde das Schloß von französischen Truppen geplündert und der Ort Frohsdorf verwüstet. Seither war Schloß Frohsdorf eng mit französischen Interessen verbunden. 1817 erwarb die Schwester Napoleons I., die Gräfin Caroline von Lipona, das Schloß und konnte es mit ihren reichen finanziellen Mitteln wieder glanzvoll ausstatten und restaurieren. Im Erbweg über Maria Theresia, Herzogin von Angoulème, einer Tochter Königs Ludwig XVI. und Maria Antoinettes, die 1844 Frohsdorf gekauft hatte, gelangte der Besitz an die Grafen von Chambord, die hier bis 1938 residierten. Lanzenkirchen verdankt den Grafen von Chambord das noch heute bestehende Pensionat Sancta Christiana, 1854 gestiftet von Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich-Este. Auf Betreiben der gräflichen Familie wurde 1864 zusätzlich eine Knabenschule errichtet, die den Marien-Brüdern aus Graz übergeben wurde. Die seit 1651 bestehende Pfarrschule wurde geschlossen.

Das Jahr 1848 brachte das Ende der patrimonialen Verwaltung. Bisher übte die Herrschaft Frohsdorf über Haderswörth, Ofenbach und Frohsdorf die Ortsobrigkeit aus; die Stadtherrschaft Wiener Neustadt hatte als Inhaber der ehemaligen Herrschaft bzw. des Amtes Lanzenkirchen über Lanzenkirchen und Kleinwolkersdorf die obrigkeitlichen Rechte. Dazu kam, dass zusätzlich fünf andere Grundherrschaften Untertanen im Gemeindegebiet besaßen. Mit der Vereinigung dieser 1820/21 vermessenen Katastralgemeinden zur Ortsgemeinde Lanzenkirchen, wurde ein lokales Zentrum geschaffen. Dem neugewählten Bürgermeister Karl Leiner, der bis 1876 sein Amt ausübte, war es möglich, die neue kommunale Infrastruktur aufzubauen. Die Gemeinde zählte 1850-1854 168 Häuser und 1.586 Einwohner. Die gleichfalls zur Ortsgemeinde eingemeindete Katastralgemeinde Eichbüchl wurde 1888 abgetrennt und mit der Ortsgemeinde Katzelsdorf vereinigt.

Nachdem ein Hochwasser 1803 den Lanzenkirchner Friedhof weggeschwemmt hatte, wurde 1848 der 1. Teil des jetzigen Friedhofes in der Lange Gasse durch den Wiener Neustädter Probst Carl Gröbmann eingeweiht. Die 2. Friedhofserweiterung erfolgte 1873 und die 3. Erweiterung am 1. November 1988.

In der Marktgemeinde Lanzenkirchen ist in jeder Ortschaft eine Freiwillige Feuerwehr installiert, die erste Feuerwehr wurde 1885 in der Ortschaft Lanzenkirchen errichtet. 1892 wurde eine Zweigstelle in Haderswörth installiert; ab 15. Dezember 1923 wurde diese selbstständig. Die FF Frohsdorf wurde 1901, die FF Ofenbach 1912 und die FF Kleinwolkersdorf 1913 gegründet.

Im Jahre 1881 wurde die Aspangbahn eröffnet und die Bahnstation in der KG Kleinwolkersdorf errichtet. Der Gendarmerieposten wurde im Jahre 1893 in der KG Frohsdorf errichtet. Am 10. Oktober 1886 wurde die neue Knabenschule in Frohsdorf geschlossen. Beim Ausbruch des I. Weltkrieges (1914-1918) mussten viele Männer von unseren Ortschaften einrücken. Als die Monarchie am 12. November 1918 zur Republik Österreich umgewandelt wurde, fanden 1919 Gemeinderatswahlen statt. Sie ergaben folgendes Wahlresultat in der Gemeinde: Christlichsoziale 8 Mandate und Sozialdemokraten 8 Mandate.

Am 12. Februar 1920 wurde der Sportclub Lanzenkirchen ins Leben gerufen; im Jahre 1929 wurde der Verein aufgelöst und durch die katholische Jugendbewegung bis 1943 weiterbetrieben.

1921, anläßlich des Anschlusses des Burgenlandes an Österreich, war Lanzenkirchen Stützpunkt für das Bundesheer und die Gendarmerie.

In der KG Lanzenkirchen wurde unter der Mariensäule ein Kriegerdenkmal errichtet. (26. August 1923) Am 12. März 1938 erfolgte der Anschluß Österreichs an Deutschland. Der II. Weltkrieg brach aus.

1941 verkaufte Prinzessin Beatrix Massimo Schloß Frohsdorf an die Deutsche Reichspost.

Der 1. schwere Luftangriff auf die Flugzeugwerke in Wiener Neustadt erfolgte am 13. August 1943 durch die Alliierten; auf das Gemeindegebiet fielen 70-80 Bomben, ohne jedoch Häuser zu zerstören. Im September 1944 waren SS-Einheiten und Kriegsschüler im Gemeindegebiet stationiert. Schwere Bodenkämpfe fanden zwischen den Russen und Deutschen im Gemeindegebiet vom 30. März bis zum 2. April 1945 statt.

Bei den Bodenkampfhandlungen wurden 23 Zivilisten unserer Heimatgemeinde getötet und zahlreiche Wohn- und Wirtschaftsobjekte beschädigt.

 

Erklärung der Ortsnamen

Lanzenkirchen:

Der Ursprung des Ortsnamens Lanzenkirchen ist nicht genau datierbar. Aus dem 9. Jahrhundert sind Berichte über eine Missionsreise des Erzbischofes Adalwin von Salzburg überliefert; darin wird unter anderem eine Kirche "ecclesia-Anzonis" (Kirche des Anzo) erwähnt. Als Erbauer dieser Holzkirche wird ein deutscher Ansiedler und Besitzer Anzo oder Lanzo angenommen. Der jetzige Namen Lanzenkirchen wird erstmals 1130 erwähnt;

Urkundlich: ca. 1130 de Lanzenchirchen, Lancenkirchen.

 

Frohsdorf:

Frohsdorf hieß früher Krottendorf und wird 1158 das erste Mal erwähnt. Der Name kommt von der alten Form des Wortes Kröte "krote oder krot" und war eine Bezeichnung für einen sumpfigen Ort. Ab 1673 wurde für Krottendorf der Name Froschdorf gebräuchlich. Erst anfangs des 19. Jahrhunderts wird der Ortsname Frohsdorf amtlich eingeführt.

Urkundlich: 1153 de Chrotendorf.

 

Haderswörth:

Der Ortsname entstand aus dem deutschen Personennamen "Hadurich" und aus dem Wort "wert" und bedeutet soviel wie "Au des Hadurich". Ein Heinrich aus der Familie der Burggrafen von Regensburg war Klosterbruder in Göttweig. Bevor er 1101 mit einem Kreuzzug ins Heilige Land zog, wo er auch verstarb, schenkte er in Anwesenheit seines Vaters Haderich seinen Besitz "Haderichswert" dem Stift Göttweig. Im Laufe der Zeit änderte sich in den Urkunden die Schreibweise in Haiderswörth, Haiderswerth, Häderswörth zu dem heutigen Ortsnamen Haderswörth.

Urkundlich: 1097/98 - Haderichiswerde.

 

Kleinwolkersdorf:

Kleinwolkersdorf ist vermutlich eine Gründung Wolfkers von Lanzenkirchen und demnach wahrscheinlich zwischen 1130 und 1160 entstanden. Urkundlich erwähnt wird dieser Ort erst nach 1261.

Urkundlich: 1260/80 Wolfkersdorf. Um 1800 erstmals mit Kleinwolkersdorf bezeichnet.

 

Ofenbach:

Zum erstenmal hörte man um 1157 etwas von "Quenbach". Das Kloster Rein hatte nämlich zu dieser Zeit hier Weingartenbesitz. Der Sinn des Ortsnamens Ofenbach ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich ist der Ortsname auf das Wort "Oven" zurückzuführen, mit dem man auch damals schon eine Heizvorrichtung bezeichnet. Im 15. Jahrhundert unterschied man sogar zwei Orte: Ober- und Nieder-Ofenbach.

Urkundlich: 1157 - Quenbach

 

Föhrenau:

Dieser Ortsteil ist der jüngste in der Gemeinde. seine Entstehung fällt in die Jahre 1945/46. die Häuser wurden in zwei Bauweisen errichtet, und zwar als Fachwerkbau und in Riegelbauweise. Im Jahre 1946 hatte ein Wirbelsturm einen Großteil des Föhrenwaldes entwurzelt. Die ersten 30 Häuser wurden daher großteils aus Föhrenstämmen errichtet.

 

Gemeindewappen, Erklärung des Wappens

"Ein im Verhältnis eins zu zwei geteilter Schild, oben im roten Felde drei silberne Rauten, unten im blauen Felde eine weiße Kirche, von vorne gesehen, mit rotem Dach, die auf zwei  g e k r e u z t e n  schwarzen Lanzen mit weißen Fähnchen aufgelegt ist." Das Wappen zeigt in seinem oberen Teil das Wappen der Pfannberger, die in der Zeit nach 1228 die Ortsobrigkeit in Lanzenkirchen innehatten und deren Wappen in der Reihe der Besitzer des Ortes als ältestes bekanntes Wappen gelten kann. Der untere Teil des Schildes spielt als "redendes" Wappen auf die volkstümliche Deutung des Ortsnamens Lanzenkirchen an. Nach einer Sage soll die Kirche an einer Stelle erbaut worden sein, an der eine Lanze gefunden wurde.

Verleihung: 1955

 

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